Beim dritten Mal wird alles gut!


„Was machen wir, wenn der Quirl jetzt stehen bleibt?“

Meine Frage ist doch eher retorisch… Andreas grinst und sagt nichts. Der Höhenmesser sagt 7000 Fuß und ein Blick nach draußen sagt, dass der Erdboden verdammt nahe ist. Wir sind mit der Dimona auf dem Weg zur Schneekoppe.

Rückblende – 2013

Seit Jahren hatten wir uns dies schon vorgenommen – mit dem Motorsegler zur Schneekoppe zu fliegen. Im Jahre 2013 dann der erste Versuch. Mit dem Ogar, an eine Dimona war damals noch nicht zu denken. Aber das Gebirge wollte uns nicht. Die Steigleistung reichte an diesem Tag einfach nicht aus. Das Einzige, was hoch ging, war die Motortemperatur. Und so blieb nur ein sehnsuchtsvoller Blick auf die Schneekoppe von Harrachov (immerhin…). Vielleicht war es auch taktisch falsch, in Görlitz noch mal zum Tanken zu landen. Da bleibt dann einfach nicht genügend Anlauf…. Und die Berge wachsen plötzlich wie aus dem Nichts…

Diesen Blick hatten wir schon mal

Beim nächsten Mal machen wir es anders… so dachten wir… und so taten wir…

Rückblende – 2015

„Diesmal steigen wir ab Kamenz!“ So war unser fester Plan. Und es ging los. Bei herrlichem Wetter. Sonnenschein mit ein paar Wolken… Schritt(chen) für Schritt(chen) stieg unser Museumsflugzeug.

„Harmlose“ Wolken kurz vor Bautzen

Ja, harmlos… So dachten wir. Und das änderte sich dramatisch! Und zwar innerhalb kürzester Zeit.
Kurz vor der Neiße sah es ganz anders aus.

Eindrucksvoll, aber…

Da war kein Durchkommen. Keinerlei Bodensicht mehr in Richtung Schneekoppe. Sah beeindruckend aus, war aber das K.O. für diesen Flug. Schweren Herzens wieder umgedreht…

Zurück ins Cockpit….

Aber diesmal soll uns nichts aufhalten. Die Dimona „geht“ eben ganz anders als der betagte Ogar…eine andere Liga. Steigt wie von allein.
Unter uns breitet sich ein herrliches Panorama aus. Jetzt, Mitte April, ist das Riesengebirge immer noch (teilweise) schneebedeckt. Und es steigt rasant an. Ein sehr eigenartiges Gefühl, zumindest für mich als Flachlandflieger. Wir erreichen Harrachov, unseren damaligen „Umkehrpunkt“. Ich kann nicht verhehlen, dass ich nicht völlig entspannt bin. Einerseits- keinerlei Aussenlandemöglichkeit. Andererseits-der Motor weiß ja nichts davon.

Tatsächlich Gebirge – der Boden verdammt nah…

Zugegeben, die Sicht könnte etwas besser sein. Aber es ist immer wieder ein irres Gefühl, wenn man so eine Hangkante überfliegt und sich plötzlich das nächste Tal unter dem Flugzeug auftut.
Und dann wirklich die Schneekoppe! Wir waren da! Im dritten Anlauf. Und auch der ging an diesem Tag nicht glatt. Aber das ist eine andere Geschichte, eine eher technische… Letztendlich haben wir es aber „geregelt“. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Anspannung – zumindest meine, Andreas macht eher ein Pokerface- fällt ab. Wir genießen den Anblick.

Da ist sie!

Das Gebirge scheint karg und unwirtlich um diese Jahreszeit. Die Skisaison neigt sich dem Ende zu und Frühling ist auch noch nicht so richtig.
Wir genießen noch den Rückflug bei Rückenwind entlang des Riesengebirgskammes und des Isargebirges. Ich kenne die Gegend von zahlreichen Wanderungen seit vielen Jahren. Jetzt mal eine ganz andere Perspektive.

Blick nach Norden über den Kamm

Alles in allem ein gelungener Flug und die Erfüllung eines (kleinen) Traumes. Nur ein Haken bleibt… mit dem Ogar wäre es sportlich wertvoller gewesen… 😊

Michael Drechsler