In der Welle von Görlitz zum Praded und zurück
Während sich die Thermiksaison vollständig verabschiedet hat, startet jetzt die Hangflug- und Wellenflugsaison.
Mein Hauptaugenmerk dieser Wellensaison habe ich auf die Südwestwetterlagen gelegt. Dabei ist es mir wichtig neue Dinge auszuprobieren. Schon mehrfach hatte ich die Möglichkeit in den letzten Jahren von Krnov aus im Altvater- und Eulengebirge Wellenflüge zu absolvieren. Jetzt bot sich die Möglichkeit von Görlitz aus einen Wellenflug im Riesengebirge zu beginnen. Diese Chance haben Sascha Dey (FC Bronkow) und ich genutzt. Mit dem Ziel bis in das Altvatergebirge zu fliegen trafen wir uns Freitagabend in Görlitz auf dem Flugplatz und sprachen alle Einzelheiten ab. Natürlich war die Aufregung recht groß, da wir weder wussten wie lange der Schlepp bis Friedland dauert noch wo genau die Einstiegspunkte sind.
Die Prognosen für den 12.10.2019 waren sehr gut. Mithilfe von Skysight habe ich bereits im Vorfeld mögliche Routen für den Sprung vom Riesengebirge ins Eulengebirge untersucht. Der Hinweg sollte sich durch die an diesem Tag starke Westkomponente des Windes einfach gestalten. Mehr Gedanken machte ich mir über den Rückweg. Vorhergesagt waren Windgeschwindigkeiten zwischen 40 und 60 Knoten.
Mit der Clubklasse muss man dem entsprechend schnell fliegen, um überhaupt vorwärts zu kommen. Also rechnete ich mit einer knappen 10er Gleitzahl durchschnittlich auf dem gesamten Sprung vom Eulengebirge ins Riesengebirge. Ankommen wollte ich in mindestens 2000m AMSL, sodass sich eine gewünschte Abflughöhe von mindestens 6000m AMSL ergab. „Sportlich“, dachte ich mir, denn so hoch muss man erstmal kommen. Dieses Risiko konnten wir jedoch eingehen, da sich meiner Vater als Rückholer zur Verfügung stellte. Nach einer recht kurzen Nacht klingelte 5.30 Uhr der Wecker. Bei Wind und Morgendämmerung rüsteten wir unsere Flieger auf und bereiteten alle Systeme vor. Bereits um 7 Uhr traf Hirschi ein, unser super Schlepper, und machte die Wilga startklar. Startbereitschaft setzten wir auf 8:30 Uhr, damit alle entspannt in ihre Fluggeräte steigen konnten. Nach einem kurzen Briefing zur Schlepproute rollte dann auch schon die Wilga vor die Neuni.
Der Schlepp verlief problemlos und so habe ich schon nach 15 Minuten in knapp 2000m AMSL geklingt. Mit einem guten Gefühl flog ich die einzige Rotorwolke an. Sie stand genau da, wo der übliche Einstiegspunkt laut Recherche sein sollte.
Das Steiggebiet, welches ich erreichte war jedoch sehr klein und inhomogen. So konnte ich meine Höhe halten und ein wenig experimentieren. Während Sascha geschleppt wurde, genoss ich mein Frühstück und die warmen Sonnenstrahlen. Als Sascha ankam traf er die Welle deutlich besser und so konnten wir gemeinsam die nötige Höhe für den Sprung über die flache Hochebene in Richtung Schneekoppe wagen. Dort angekommen, stiegen wir auch gleich mit guten Steigwerten in der Primärwelle des Riesengebirges auf über 5000m AMSL.
Dann kam endlich der Sprung ins Eulengebirge. Wir nutzten den starken Westwind und flogen direkt an Waldenburg vorbei zu den ersten Hügeln. Im Lee dieser angekommen konnten wir auch dort wieder steigen. Nun waren wir auf der Rennstrecke in Richtung Südost unterwegs.
Bis hinter das Altvatergebirge flogen wir problemlos mit konstanten Steigwerten und stiegen wieder in eine sehr komfortable Höhe. Dieselbe Linie ging es dann in Richtung Nordwest zurück.
Es lief fantastisch. Lediglich die starke Westkomponente machte uns sehr langsam. Den Rückflug ins Riesengebirge planten wir für den Zeitraum von 15 Uhr bis 17 Uhr.
Da wir weder die besten Linien kannten, noch schnell vorwärts kamen, nahmen wir einen 50 km/h Schnitt für den Rückflug an. Damit wollten wir auf Nummer sicher gehen. So kam es dann auch. Pünktlich entschieden wir uns für den Sprung zurück. Eine tolle Linie in Richtung Waldenburg sorgte dafür, dass wir auf 5800m AMSL bleiben konnten. Laut Skysight Vorhersage stand nun der Sprung durch das recht große Lee der Primärwelle an. Mit 140 kmh auf dem Fahrtmesser, fast schon Vmax in dieser Höhe, flogen wir nun direkt die Schneekoppe an. Klaus Wonneberger meldete sehr gute Steigwerte.
Mit einem integrierten Sinken von knapp 3,5 m/s brauchten wir ungefähr 2000m bis zur Schneekoppe. Durch den hohen Abflug aus dem Eulengebirge kamen wir dennoch in einer entspannten Höhe an. Im Lee der Schneekoppe ging die Welle hervorragend. Steigwerte bis 4 m/s brachten uns recht fix nach oben. Da wir nun einen guten Zeitpuffer hatten genossen wir den Ausblick und stiegen weiter bis auf 6700m AMSL. Höher wäre es bestimmt gegangen.
Eine letzte Schwierigkeit sollte die Höhenstaffelung der Lufträume auf dem Rückflug darstellen. An der Schneekoppe darf man bis FL225, danach in Richtung Jelenia Gora bis FL165 und dann bis zur deutschen Grenze in FL125 fliegen. Die Lufträume sind nicht so groß, als dass man die Höhe wegdrücken kann, schon gar nicht in dieser Höhe. So mussten wir gezielt absteigen und hoffen, dass wir die letzten 50 km gegen den Wind aus knapp 3800m AMSL nach Görlitz kommen.
Überraschend einfach gelang uns der Rückflug und so ging ein wundervoller Tag mit vielen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen zu ende.
Danke an alle, die uns für diesen Flug unterstützten. Auch in Zukunft werde ich nun bei SW Wetterlagen Görlitz als Startort in Betracht ziehen und dann vielleicht auch zweimal an einem Tag den großen Sprung zwischen Eulen- und Riesengebirge wagen.
Florian Heilmann
Der Flug im OLC: https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=7623149